Hanfblüten und Hanföl – Anwendung und Dosierung
Überall im Internet und auch bei einigen Händlern gibt es CBD-Produkte, die ihren stolzen Preis haben. Nutzhanf mit CBD könnte in jedem Garten wachsen, Patienten würden selber CBD extrahieren. Sie könnten auch die Samen der Hanfblüten entfernen, um diese zu rauchen oder zu verdampfen. Noch ist das nicht legal, noch müssen Konsumenten ihr CBD als Nahrungsergänzung im Internet bestellen oder aus der Apotheke beschaffen. Für THC, welches ebenfalls bei vielen Erkrankungen entscheidend hilft, wäre sogar ein BtM Rezept vorzulegen. Auch dann müssen Patienten zuerst die medizinische Einnahme von Cannabis erlernen.
Dieser Teil der Artikelserie zur „Medizinischen Cannabis-Anwendung“ schildert einige typische Einnahmeformen für Medizinalhanf oder Medikamente auf Hanfbasis. Je nach Erkrankung, Dosierung oder auch Vorlieben eignen sich ganz unterschiedliche Formen für die medizinische Einnahme von Cannabis. Für eine optimale Wirkung ist nicht allein die Dosis, sondern auch die richtige Anwendung entscheidend.
Einnahme von Cannabis, einige Möglichkeiten
- rauchen – Joint, Pfeife, Wasserpfeife
- verdampfen – vaporisieren, dabben, eLiquid
- sublingual – Tropfen unter die Zunge geben
- Edibles mit Cannabinoiden – über die Verdauung
- Zäpfchen über den Darm oder Vagina
- als Hautsalbe für kleine oder große Hautbereiche
- als Tablette oder Kapsel
- in der Medizin auch intravenös
Medizinische Cannabis-Anwendung – Artikelserie
Cannabis lässt sich für viele Erkrankungen medizinisch verwenden, das Thema ist komplex. Hier geht es zur Übersicht der Artikelserie „Medizinische Cannabis-Anwendung“
Medizinische Cannabis-Anwendung – Artikelserie
Grundlagen zum Medizinalhanf
Für die Einnahme von Cannabis eignen sich Reinstoffe, kombinierte Reinstoffe oder Vollauszüge aus den Pflanzenteilen. Wird Cannabis nicht inhaliert, sondern durch die Haut oder Darmwand aufgenommen, muss es löslich sein.
Cannabinoide sind nicht wasserlöslich, es gibt jedoch Substanzen, die sie wasserlöslich machen. Typische Lösungsmittel sind jedoch Alkohol, aber normalerweise Fettsäuren. Die Hanfblüten werden über Tage oder Wochen in hochprozentigen Alkohol eingelegt. Oder sie werden in geeignetes Pflanzenöle durch Einlegen oder schneller durch Erhitzen herausgelöst. Der Alkohol oder die Fettsäuren tragen die Cannabinoide durch die Darmwand.
Cannabinoide liegen in den Hanfblüten zu einem Großteil als Cannabinoid-Säuren vor. Diese wirken anders, häufig benötigen Patienten das fertige Cannabinoid. Jede Cannabinoid-Säure lässt sich durch ein passendes Erhitzen in das Cannabinoid umwandeln. Dieses geschieht bei vielen Konsumformen während der Vorbereitung oder während des Konsums.
Cannabinoide, was ist das?
Cannabidiol oder Tetrahydrocannabinol sind Cannabinoide aus Hanfblüten. Dieses sind neben Terpenen, Terpenoiden und Flavenoiden die Inhaltsstoffe mit medizinischer Wirkung. Das High geht auf THC zurück, die anderen Wirkstoffe der Hanfpflanze beeinflussen dieses lediglich.
Cannabidiol löst kein High aus und wird selbst durch die WHO inzwischen als eine sehr sichere Substanz anerkannt. Durch die richtige medizinische Einnahme der Cannabinoide entfaltet sich ein vielfältiger medizinischer Nutzen.
CBD-Produkte mit bis zu 1 % THC lassen sich einnehmen, ohne dass ein High einsetzt. Genauso konsumieren viele Patienten THC nach Anweisung des Arztes, ohne high zu werden. Die medizinische Einnahme von Cannabis hat mit Drogenkonsum also nichts zu tun, wobei das High als gelegentliche Nebenwirkung sogar stört.
Cannabinoide binden an den körpereigenen Cannabinoid-Rezeptoren und an weiteren Rezeptoren. Damit entfaltet sie als Botenstoffe eine Wirkung. CBD wirkt am CB2 Rezeptor, der überwiegend auf Zellen des Immunsystems zu finden ist, als Agonist. Auf dem CB1 Rezeptor, der überwiegend auf Zellen des Nervensystems zu finden ist, wirkt Cannabidiol als Antagonist. CBD federt dadurch ein THC-High ab, wodurch dieses in hohen Konzentrationen verträglicher einwirkt.
Viele andere Cannabinoide entfalten ebenfalls eine medizinische Wirkung. Cannabidiol und Tetrahydrocannabinol sind bislang die bekanntesten Wirkstoffe aus der Cannabispflanze.
Wer Cannabis medizinisch braucht, reagiert auf die Cannabinoide anders. Viele Patienten haben deswegen eine höhere Toleranz und werden selbst durch eine hohe THC-Dosis nicht high.
Hanfblüten und Extrakte – verdampfen oder rauchen?
Solange das Cannabinoid-Produkt kein Pflanzenöl enthält und sich zum Erhitzen und Inhalieren eignet, lässt es sich rauchen oder verdampfen. Selbst Ärzte empfehlen das Verdampfen für die medizinische Einnahme von Cannabis. Im Handel gibt es diverse Vaporizer. Mediziner raten hingegen vom Rauchen in Joints, Pfeifen oder Wasserpfeifen ab. Wer doch lieber raucht, soll wenigstens auf Tabak verzichten und bei Bedarf einen Tabakersatz verwenden.
Samenfreie (sensimilla) Cannabisblüten und Haschisch eignen sich zum Rauchen, Cannabisblüten auch zum Verdampfen und enthalten bis über 20 % Cannabinoide. Extrakte wie Rosin, Wax oder Shatter erreichen einen Wirkstoffgehalt von 40 % bis ca. 80 %. CBD-Kristalle kommen auf bis über 99 % Wirkstoffgehalt. Für eine Dosis von 50 mg wären noch 0,05 Gramm notwendig.
Wer ein sehr reines Extrakt wie Wax, Shatter oder Kristalle verdampft, braucht einen Vaporizer, der sich auch für Extrakte eignet. Temperaturbereiche von bis zu 250° Celsius sind notwendig. Für das Verdampfen von Hanfblüten genügen hingegen Temperaturen um 180° Celsius wobei ab 230° Celsius ein Verbrennen einsetzen kann.
Wenn der Vaporizer beim ersten Ziehen schon nach Kunststoff schmeckt, eignet er sich nicht einmal für den Genusskonsum.
Neben dem Vaporizer eignen sich auch Geräte zum Dabben. Hochreine Konzentrate werden verdampft und inhaliert. Zum Vaporisieren oder Dabben gibt es kleine Taschengeräte, Standgeräte für den Tisch oder auch optionale Aufsätze für die Glasbong.
eLiquid mit Cannabinoiden für die eZigarette
Viele Menschen inhalieren gerne ein paar Züge und steigen aus gesundheitlichen Gründen auf die eZigarette um. Es gibt im freien Handel verschiedene CBD-eLiquids. Sind diese für die medizinische Einnahme von Cannabis geeignet? Nicht für jeden und auch nicht mit jedem eLiquid.
Die Erfahrung einiger Dampfer zeigt, dass die eZigarette als Einnahmeform medizinisch sehr wirksam ist. Es wäre ein möglichst reines und aromenfreies eLiquid aus zertifizierter Herstellung zu wählen. Die Wirkung tritt innerhalb von Minuten ein.
Wer seine Wirkstoffmenge nicht schnell genug aufnehmen kann, soll es mit einer effektiveren eZigarette probieren. Die Einnahme des eLiquids lässt sich auch mit der Einnahme von Cannabinoid-Öl kombinieren.
Cannabinoide sublingual einnehmen oder essen?
Verschiedene CBD-Tropfen eignen sich bereits für die sublinguale Einnahme. Der Patient tropft sich die Cannabinoid-Lösung mit nach oben gerichteten und offenen Mund unter die Zunge. Oder die Tropfen werden auf einen Löffel abdosiert und dann unter die Zunge gegeben. Hier soll die Lösung ein bis zwei Minuten verweilen. Die Wirkstoffe erreichen das Blut und dann direkt den gesamten Körper.
Bei einem CBD-Zäpfchen ginge der Wirkstoff zuerst über die Leber. Genauso ist es beim Essen von Edibles oder Schlucken von Hanföl. Die Wirkung setzt langsamer ein und eventuell auch anders. Außerdem verstoffwechselt die Leber einige Cannabinoide zum Teil oder wandelt diese in andere Verbindungen um.
Wegen der zeitversetzten Wirkung essen unerfahrene Konsumenten „zur Sicherheit“ eine zweite Dosis und sind überdosiert. Solch eine Überdosis kann sich leider sehr unangenehm anfühlen. Sie ist praktisch immer mit Ruhe und etwas Wasser oder auch zuckerhaltigen Snacks ausgestanden.
Dieser Nachteil kann auch zum Vorteil werden: Wer größere Mengen Edibles isst, erfährt eine intensive Wirkung, die sich wegen der verlangsamten Verdauung in die Länge zieht.
Cannabinoide sind nicht wasserlöslich. Bei der sublingualen Einnahme oder beim Essen entscheidet die künstliche Wasserlöslichkeit oder der Alkohol- beziehungsweise Fettgehalt über die Wirkstoffaufnahme. Ob der Magen leer oder voll ist und das weitere Essverhalten nehmen ebenfalls Einfluss auf die Aufnahmegeschwindigkeit und die Aufnahmemenge. Wer eine Cannabisblüte isst, scheidet die Wirkstoffe fast komplett aus.
Einnahme von Cannabis – Hanfblütentee trinken?
Im Handel gibt es Hanfblütentee, der sich einer hohen Beliebtheit erfreut. Wer Hanfblüten zerbröselt und in den Tee gibt, wird die Cannabinoide jedoch nicht aufnehmen, sondern ausscheiden.
Selbst nach einer Zugabe fettiger Milch sind die Cannabinoide ungenügend in den Fettsäuren gelöst. Wer seinen Hanfblütentee als Wirkstoff verwendet, legt diesen bereits Stunden zuvor in fettiger Milch ein und erhitzt diese etwas.
Auch dann wäre es effektiver, aus dem Hanfblütentee eine Hanfbutter zu ziehen und damit zu backen. Der Hanfblütentee muss zuerst in Butter und etwas Wasser stundenlang bei nicht köchelnder Temperatur ziehen. Es bildet sich Geruch und ist unbequem. Einfacher wäre es, den trockenen Hanfblütentee in haltbares und hitzebeständiges Pflanzenöl zu geben. Während des Erhitzens über eine Stunde bei 110° Celsius lösen sich die Cannabinoide im Pflanzenöl. In der Serie zur Decarboxylierung gibt es die ausführliche Anleitung.
Gewöhnlicher Hanfblütentee ist ein gutes Getränk für den Zeitvertreib. Er ist jedoch kein Mittel für die medizinische Einnahme von Cannabis. Es gibt jedoch die Möglichkeit, Cannabinoide durch spezielle im Handel erhältliche Produkte wasserlöslich zu machen. Die entstehende Lösung ist wie ein Hanföl einzunehmen.
Salbe mit Cannabinoiden für die äußere Anwendung
Bei der inneren Einnahme von Cannabis geht es um die gesamte aufgenommene Wirkstoffmenge. Ob das Extrakt 1, 10 oder 50 % Wirkstoffgehalt enthält, ist für die medizinische Wirkung egal.
Bei der äußeren Anwendung ist gerade für die punktuelle Verwendung ein möglichst hoher Cannabinoidgehalt entscheidend. Wird z.B. Hautkrebs, der nur einen kleinen Hautbereich einnimmt, behandelt, ist ein möglichst reines Extrakt zu wählen. Wie bei anderen Leiden kann es sinnvoll sein, wenn das Extrakt auch THC in hoher Dosis enthält.
Das Extrakt ist sehr dünn aufzutragen und dadurch ergiebig, da effektiv. Auch diese Lösung muss eine Trägersubstanz enthalten, welche die Wirkstoffaufnahme ermöglicht. Die medizinische Creme muss also für die äußere Anwendung geeignet sein.
Geht es einem nur um die Hautpflege, können Cannabinoide oder Hanfsamenöl in der Hautcreme sich bemerkbar machen. Hier wären es jedoch nur Zutaten unter anderen.
Tritt durch die medizinische Anwendung eine genügende Linderung der chronisch verlaufenden Hautleiden ein, genügt für die laufende Behandlung eventuell weniger. Möglicherweise lässt sich ein eigenes Cannabinoid-Öl extrahieren und unter eine gute Creme mischen, um die Kosten zu reduzieren.
Einige Hauterkrankungen werden auch durch die innere Einnahme von Cannabis gelindert. Die Patienten können es vorsichtig probieren. Ein Herantasten ist wie auch bei anderen Therapieformen die übliche Methode.
Cannabis als Tabletten einnehmen?
Viele Patienten sind die Einnahme von Tabletten gewohnt und Tropfen sind bereits schwierig. Sicherlich lassen sich die Cannabinoide extrahieren und zu Tabletten pressen. Weil Cannabinoide jedoch nicht wasserlöslich sind, scheidet der Körper sie nach der Einnahme wieder aus. Die Nebensubstanzen der Tabletten müssten die Cannabinoide also beeinflussen, damit unser Körper sie aufnimmt. Oder es wären Tabletten zum zerbröseln und anschließenden Verdampfen oder Rauchen – das wäre wohl nicht im Sinne der betreffenden Patienten.
Es gibt jedoch einen Kompromiss, welcher auch für einige andere Wirkstoffe zum Einsatz kommt: Die Cannabinoide sind in einem Öl gelöst und in Kapseln eingebettet. Der Patient kann genau wie mit Tabletten dosieren, er kann die Kapseln jedoch nicht teilen. Dieses ist aber auch bei einigen Tabletten nicht vorgesehen.
Dieser Kompromiss der Kapseln ist sinnvoll und wird sich vermutlich neben anderen Einnahmeformen für Medizinalhanf etablieren.
Intravenös – Cannabinoide spritzen
Mediziner verwenden am liebsten Reinstoffe, da sie damit besser dosieren können und verabreichen diese gerne mit der Spritze. Das geht auch mit Cannabinoiden, wenn diese in medizinischer Qualität für die intravenöse Verwendung aufbereitet werden. Diese Form der Einnahme von Cannabis scheidet bislang für den „Hausgebrauch“ aus. Das wird sich vermutlich nicht ändern und ist für den Patientenalltag nicht notwendig.
Bitte auch den zweiten Teil lesen
Zu den einzelnen Einnahmeformen mag es weitere Besonderheiten geben, doch das sind die üblichen Einnahmetechniken für Medizinalhanf.
Vor einem ersten Selbstversuch sollen Patienten weitere, sehr wichtige Grundlagen, studieren. Es geht um die Wirkdauer der Cannabinoide oder die Dosierung für die Prüfung von Verträglichkeit und Empfindlichkeit. Auch die Wahl von Reinstoffen oder Vollauszügen macht einen großen Unterschied.
Genau das sind die Themen des zweiten Teils:
Umgang mit Medizinalhanf – die Grundlagen
Medizinische Cannabis-Anwendung – Artikelserie
Cannabis lässt sich für viele Erkrankungen medizinisch verwenden, das Thema ist komplex. Hier geht es zur Übersicht der Artikelserie „Medizinische Cannabis-Anwendung“
Medizinische Cannabis-Anwendung – Artikelserie