Spekulieren oder Investieren im grünen Markt?
Hanf, beziehungsweise Cannabis war einst der entscheidende Rohstoff für nässebeständige Textilfasern. Die Neue Welt wurde mit Hanftauen und Hanfsegeln entdeckt und dankt es uns mit dem Hanfverbot. Die Single Convention on Narcotic Drugs verbannte Cannabis als Rohstoff und Arzneipflanze unter dem Vorwand, dass der Genuss gefährlich ist. Die Allermeisten nehmen durch ihren Cannabiskonsum keinen bedenklichen Schaden, das Verbot macht hingegen alles gefährlicher. Mit dieser Einsicht wird in Uruguay, Kanada, einigen US-Bundesstaaten und weiteren Regionen legalisiert. Ab Januar 2014 startet zuerst in Colorado der legale Verkauf von Marihuana an Konsumenten. Es findet zugleich eine Wiederentdeckung der Wirtschaftspflanze statt. Es tut sich ein riesengroßer legaler Markt auf, gibt es das sichere Investment in Cannabis?
Jeder weiß, dass Aktienkursen Schwankungen unterliegen. Selbst wenn diese Aktienkurse häufig in der allgemeinen Marktentwicklung mitschwimmen, können Marktbereiche oder Einzelaktien entgegengesetzt ausreißen. Viele wollen genau darauf spekulieren: Einsteigen, die Steigerung abwarten und schnell wieder aussteigen.
Viele wollen immer wieder „die Pferde wechseln“, um riesige Gewinne zu machen. Doch dieses Spekulieren hat schon bei vielen mit schmerzhaften Verlusten geendet. Das ist nicht das sichere Investment in Cannabis. Wer hingegen investieren will, kauft Aktien und wartet vor einem Verkauf häufig sogar Jahre ab. Ist das sicherer? Ja, aber deswegen ist auch dieses investieren in Cannabis nicht automatisch sicher, weil der junge Markt sich noch sortieren muss.
Die Achterbahnfahrt der Cannabis-Aktien
Gerade in jungen Märkten überschlagen sich die Teilnehmer. Wenn zugleich das ganz große Geld lockt, wird es um ein vielfaches chaotischer. Unerfahrene Anleger kaufen alles, worauf ein Hanfblatt abgebildet ist. Mit der voranschreitenden Legalisierung von Cannabis tut sich ein riesiger Wachstumsmarkt auf und alle haben automatisch gewonnen?
So einfach war und ist es nicht, weil viele Aktienunternehmen irgendwann überbewertet sind. Sie platzen unausweichlich wie eine Blase und sacken in sich zusammen. Wer sich einige der grünen Aktienkurse ansieht, findet genau diese Verläufe. Selbst erfolgreiche Aktiengesellschaften schießen nicht unentwegt in die Höhe, sondern müssen Kurskorrekturen verschmerzen.
Gerade in Zeiten der Marktfindung ist es besonders schwierig, auf lange Sicht die richtigen Aktien zu kaufen. Ansonsten wäre dieses Investieren in Cannabis-Aktien bei genügender Streuung mit etwas Geduld vermutlich das sehr sichere Investment. Wenn viele junge Aktiengesellschaften künftig scheitern, bleibt jedoch ein sehr großes Risiko.
Beteiligungen als das sichere Investment in Cannabis?
Anleger müssen keine Aktien kaufen, sie können sich an Cannabis-Unternehmen beteiligen. Diese befinden sich ebenfalls in einer Art Achterbahnfahrt. Die Gesetze ändern sich laufend, aber nicht zum Vorteil aller Marktteilnehmer. Die einen mögen profitieren, die anderen haben den Schaden. Weitere Hanf-Unternehmer kalkulieren nicht auf lange Sicht. Sie möchten nur für den Moment das schnelle Geld machen und mit vollen Koffern wieder aussteigen. Eventuelle Anleger bleiben dann im Regen stehen.
Eine andere große Gefahr im grünen Markt ist die Konkurrenz. Viele wollen ihre Chance nutzen und andere bringen vielleicht mehr Geld oder Geschick ein. Sobald ein Konkurrent der Kundschaft das bessere Angebot macht, muss sich der Jungunternehmer schnell etwas einfallen lassen.
Wer in Cannabis-Beteiligungen investieren will, muss wie beim Aktienkauf die fundamentalen Geschäftszahlen prüfen und für solide befinden. Selbst dann gehört noch immer ein rechtssicherer Vertrag und etwas Glück dazu, um im grünen Markt reich zu werden. Zuerst einmal muss der Anleger jedoch seriöse Cannabis-Unternehmen finden, die ihm zusagen und Beteiligungen ausgeben.
Scheinunternehmen im grünen Cannabismarkt
Ob bei Aktiengesellschaften oder anderen Unternehmungen: Einige spekulieren in boomenden Märkten darauf, dass Investoren blind investieren. Sie präsentieren dem Anleger ein hübsch aufgemachtes Scheinunternehmen und veröffentlichen positive Unternehmensmeldungen. Die Kurse steigen, weitere Kleinanleger investieren blind, bis die Großanleger den Abverkauf starten und die Gewinne mitnehmen.
Den eigentlichen Vorständen ist solch ein Verhalten nicht erlaubt. Doch Großanleger oder Hedgefonds investieren selbst in gesunde Unternehmen, bis die Kleinanleger anspringen, um dann zu verkaufen. Sind die Kurse gesunken, decken sie sich erneut mit Aktien oder Anteilen ein. Das Spielchen geht in die nächste Runde, bis alles wieder wie eine Blase platzt.
Neben „Scheinunternehmen“ werden selbst milliardenschwere Aktiengesellschaften zum Spielball der Großen. Häufig kaufen diese gar keine Aktien, sondern wetten auf die Kurse und arbeiten dann daran, diese Kurse zu erreichen.
Die Anleger werden wie durch eine Geldpumpe „abgeerntet“ und stehen gelassen. Ist der Unternehmensruf erst ruiniert, sind die Vorstände über alle Berge und fahren das nächste Fake-Unternehmen vor die Wand. Und die geschädigten Anleger sind im Boom-Markt geblendet und investieren in die nächste Blase, „um sich alles zurückzuholen“.
Dem Kleinanleger bleibt das Problem, dass geschickte Pleite-Unternehmen sich durch Verträge in juristischer Sicherheit wägen. „Wer so blöd ist, wäre auch selber Schuld“ kann sich der geschädigte Anleger deswegen von Anwälten anhören.
Das sichere Investment der Brokerhäuser
„The Best Way to Rob a Bank is to Own One“, so ein Buchtitel des ehemaligen Bankenregulators William K. Black. Während seiner Tätigkeit sah er vieles und konnte wenig machen.
Wer Aktien handelt, benötigt ein Depot und dieses liegt bei einer Bank oder einem Brokerhaus. Zum Angebot gehören neben Aktien und Fonds meistens auch diverse Hebelprodukte. Es handelt sich um Wetten auf Kursentwicklungen, es gibt weit mehr, als nur Forex (Währungspaare). Komplexe Hebelprodukte sind selbst für „Experten“ kaum noch nachvollziehbar. Binäre Optionen sind nur noch Wetten ohne Handel, so sicher ist sich das „Finanzkasino“!
Wer wenig Geld und noch weniger Geduld mitbringt, setzt eher hohe Hebel ein, die umso schneller brechen. Großanleger haben hingegen Geduld für das sichere Investment und arbeiten mit kleineren Hebeln oder helfen der „Kursentwicklung“ etwas nach. Doch ein Gewinner steht bereits fest: Das Brokerhaus – dieses erhält für jede Bewegung eine kleine Gebühr.
Je häufiger die Anleger ihr Geld bewegen, um so öfter wird die kleine Gebühr fällig, das summiert sich. Deswegen ist es im Interesse der Brokerhäuser, viele Transaktionen auszulösen. Aber auch die Big-Player profitieren, wenn Kleinanleger ihren Einsatz verzocken, weil dieses sichere Investment dann ganz sicher bei ihnen landet.
Brokerhäuser investieren also in Börsenanalysten oder andere Formen der Newsmeldungen, Influencer oder Werbung. Kleinanleger sollen denken, dass sie immer wieder ganz schnell kaufen und verkaufen müssen, um das schnelle Geld zu machen. Wer das ganz sichere Investment machen möchte, kauft also eine Bank oder Brokerhaus. Doch welcher Kleinanleger kann das schon?
Brokerhäuser investieren also in Börsenanalysten oder andere Formen der Newsmeldungen, Influencer oder Werbung. Kleinanleger sollen denken, dass sie immer wieder ganz schnell kaufen und verkaufen müssen, um das schnelle Geld zu machen. Wer das ganz sichere Investment machen möchte, kauft also eine Bank oder Brokerhaus. Doch welcher Kleinanleger kann das schon?
Eigenes grünes Unternehmen als das sichere Investment?
Neben den Aktien oder Beteiligungen ist die Unternehmensgründung eine weitere Möglichkeit für das Investment in Cannabis. Ob Zubehör für Konsumenten, Hanf-Textilien, Baustoffe oder Anderes – die Nutzpflanze Hanf ist vielseitig. Für einige Geschäftsideen braucht es aber mehr, als eine Website und die Garage für den Warenversand. Nicht nur Maschinen für die Verarbeitung sind teuer. Die erzeugten Mengen müssen erst einmal groß und damit billig genug sein, um am Markt konkurrenzfähig zu kalkulieren. Für diese Absatzmengen ist zugleich ein Vertriebsnetz nötig, wer bei 0 anfängt, muss magere Jahre überbrücken können.
Viele haben dennoch ihre Unternehmen im entstehenden Cannabismarkt gegründet. Vielfach war dieses aber kein Investieren, sondern ein Spekulieren auf das eigene Glück. Wer bereits im sicheren Arbeitsleben steht, soll sehr genau überlegen, ob er das Erreichte für ein Abenteuer im Cannabismarkt hinwirft.
Risiko Gesetzgeber – wie wird Cannabis legalisiert?
Bislang ist der gesamte Cannabismarkt sehr vom Gesetzgeber abhängig. In jedem Land gelten andere Gesetze und diese werden nicht alle synchron gelockert oder gestrafft. Eine Legalisierung kann Bürgern und Unternehmern weitreichende Freiheiten gewähren oder aber einen legalen Zugang im eng geschnürten Korsett einräumen. Beides wäre juristisch eine Legalisierung von Cannabis, aber deswegen bei weitem nicht das Gleiche.
Erst, wenn sich das juristische Risiko entschärft und die Marktfindung gelingt, gibt es das sichere Investment in Cannabis. Wer bereits vorher einsteigt, spekuliert auf gewisse Entwicklungen innerhalb der Cannabis-Legalisierung. Wer richtig liegt und sich nicht verzockt, hat mit Glück sehr viel gewonnen. Viele andere haben beim Spekulieren in Cannabis vermutlich schon jetzt sehr viel verloren.
Das sicherste Investment-Dilemma der Kleinanleger
Wer mit wenig Geld investieren möchte, kann sich keine unabhängigen Gutachter leisten. In der knappen Freizeit sind Wirtschaftszahlen zu prüfen, um im richtigen Moment ein- und wieder auszusteigen. Damit das Investment sicherer wird, müsste der Anleger in mehrere Aktiengesellschaften oder Beteiligungen investieren. Mit kleinen Anlagebeträgen ist der relative Zeitaufwand unverhältnismäßig hoch.
Andere Investoren haben Millionenbeträge. Bereits vor einem Investment können Gespräche stattfinden, um auf die wirtschaftliche Entwicklung Einfluss zu nehmen. Ob Investor oder Unternehmer: Mit größeren Beträgen oder Reserven wird direkt alles sicherer. Viel schneller ist die Unternehmung tragfähig und kann an anderen Stellen wiederum experimentieren und weitere Einnahmequellen erschließen.
Genau deswegen gehen die Kleinanleger, nicht aber die Milliardäre, pleite. Das gilt nicht nur beim Investment in Cannabis, sondern auch in anderen Marktsegmenten. Kleinanleger sollen deswegen sehr auf ihre Sicherheit achten. Spekulieren ist nicht sicher und Investieren funktioniert am besten auf lange Sicht. Wer sich grundsolide Unternehmen aussucht, kann das Geld liegenlassen und sein Leben leben. Aber welche Unternehmen sind im turbulenten Cannabismarkt bereits grundsolide und wie findet der Freizeitanleger diese?
Für die meisten Kleinanleger bleibt es viel sicherer, den Fokus auf das Arbeitsleben zu setzen. Dann reichen die Ersparnisse immer wieder für das sichere Investment in Cannabis – in einen schönen und entspannten Abend!
Zur Info:
Der Verfasser von „Cannabis – gibt es das sichere Investment?“ besitzt zum Veröffentlichungs-Zeitpunkt keine Cannabis-Aktien und hat keine Absicht, in absehbarer Zeit Cannabis-Aktien zu zeichnen. Die Chart-Screenshots stammen aus einer privaten Watch-List von wallstreet-online.de Hanftube betreibt keine Anlage-Beratung, kann jedoch berichten und zur Vorsicht mahnen.
Einen früheren Artikel zum Thema findet ihr auf Seite 44 bis 45 im Soft Secrets DE 01-18.