Legalize Aktivisten – Robert Brungert von hanftube.de

Leben und Arbeit eines Legalize Aktivisten

Unbezahlt und mühselig, dass Ehrenamt kennt keinen Dank

Hanftube feiert sein zehnjähriges Jubiläum – doch wie sieht das Leben und die Arbeit eines Legalize Aktivisten aus? In dieser langen Zeit sind viele Kontakte und auch Freundschaften entstanden, es würde an Interviewpartnern nicht mangeln. Warum in die Ferne schweifen und nicht über die eigene Entwicklung berichten? Legalize Aktivisten arbeiten fast immer unbezahlt im Ehrenamt, durch die entstehenden Bekanntschaften ergeben sich allerdings Möglichkeiten. Nicht nur Hanftube hat sein zehnjähriges Jubiläum. Mit der Ausgabe vom November 2019 schreibe ich als Robert B. bereits zehn Jahre für das Soft Secrets. Gelegentlich hat sich weitere bezahlte Arbeit ergeben. Auch das ist oftmals eine Form von Aktivismus und häufig sehr mühselig.

Meine Aktivität als Legalize Aktivist ging schon etwas früher los, erst einmal zur Ausgangssituation: Mein Lebensweg mag nicht für jeden so aussehen, ist jedoch schwierig und mühselig seit Kindheitstagen. Während andere viel Energie haben und früh aneinander gewöhnt waren, fiel mir vieles schwerer und ich blieb häufig außen vor. Sozusagen pünktlich mit der Volljährigkeit stellte sich nach und nach eine gesundheitliche Beeinträchtigung ein. Vieles aus dieser Zeit gehört selbst heute noch oder phasenweise wieder zu meinem Alltag. Auch wenn ich es erst viel später bescheinigt erhielt, bin ich praktisch ab dieser Zeit arbeitsunfähig, komme für mich selber jedoch gut weiter. Auf dem normalen Arbeitsmarkt würde ich aber garantiert nichts auf lange Sicht halten können oder wollen.

Aufgrund gärtnerischer Tätigkeiten wurde auch ich zum direkten Repressionsopfer. Das wollte ich so nicht stehen lassen. Nachdem das Gröbste durch war, informierte ich mich über den War on Drugs. Bereits im Dezember 2008 legte ich den YouTube Channel Hanftube an und betrieb schon in den Anfangsjahren die Website unter verschiedenen Domainendungen. Ich ging mit diesen Themen in die Öffentlichkeit, auf dem YouTube Hanftube ab Januar 2010 und bin damit Legalize Aktivist.

Das Projekt Hanftube wird 10 – das Jubiläums-Video mit bisherigen Abschnitten und Eindrücken!

Artikel mit Skript samt der Zeitmarken zum Video: Freiheitskampf ums Kraut – 10 Jahre Hanftube

Der Alltag eines Legalize Aktivisten

Was genau muss jemand machen, damit Cannabis legalisiert wird? Richtig, es weiß keiner die Antwort. Es müssen nur alle auf eine Demo gehen, eine Petition unterzeichnen und einmal die Legalize Partei wählen, dann ist Hanf legal – und wie kriegen wir „alle“ dazu?

Ich bin einiges im Leben gewohnt und hatte nie den Anspruch derjenige zu sein, der diese entscheidende Frage beantworten kann. Es ging mir nie darum, die ganz wichtige Person zu sein, die den Lichtschein in die Finsternis bringt und alle Schafe zum Ausweg führt. Und es wird diese Person gewiss nie geben aber genug, die sich dafür ausgeben.

Mit dem Input, den ich als angehender Legalize Aktivist über Internet oder Veranstaltungen erhielt, hatte ich bereits erste Ansprechpartner. Meine erste Berlinreise aus 2011 geht im Übrigen auf ein Gruppentreffen vom Soft Secrets zurück.

Obwohl es noch vor der Legalisierung in Uruguay und Colorado/USA war, gab es viele, die große Pläne hatten. Wenigstens soviele Legalize Aktivisten waren bereits ausgebrannt, abgestumpft und ausgenüchtert. Oder worauf lässt sich zurückführen, dass jetzt in dieser internationalen heißen Legalize Phase die Euphorie-Welle mit Massendemos ausbleibt?

Es sind nicht wenige kontraproduktiv wirkende Akteure, die maßgeblich dazu beitragen, uns alle in diesen Zustand hineinzubringen. Aber zum anderen Teil liegt es daran, dass wir hinter dem medialen Vorhang aus sinnvoll und gut durchdachten Lösungen die Verladenen bleiben und das Spielchen irgendwann bereits kennen.

Legalize it – das machen, was möglich ist

Wie auch andere habe ich im Rahmen meiner Möglichkeiten und Fähigkeiten versucht, mich irgendwie einzubringen. Petitionen zeichnen, Kundgebungen, Demos, Treffen, Veranstaltungen und Podiumsdiskussionen besuchen, über alles im Web oder auch Print berichten und einfach mitmachen. Wenn alle auf konstruktive Weise mitmachen, ist es für alle Legalize Aktivisten oder Veranstaltungsbesucher angenehmer. Genau dann werden immer mehr mitmachen und wir erreichen die kritische Masse in der Gesellschaft für die Legalisierung.

Um nichts anderes ging und geht es mir sowie anderen Legalize Aktivisten. Doch das mit dem konstruktiven Mitmachen lässt bei vielen leider zu wünschen über. Sicherlich ist keiner der Weisungsberechtigte für andere, da auch nicht alle unter einem Dach zusammenwirken. Außerdem gehen die Meinungen weit auseinander. Wenn es Legalize Aktivisten gibt, die für sich ganz anders ans Thema gehen, muss man immerhin nicht mitmachen.

Eines steht jedoch fest: Viele, aber nicht alle Wege führen zur Legalisierung, die bei uns im Lebensalltag ankommt. Andere Wege führen möglicherweise zur Konzernlegalisierung, die an uns vorbeigeht oder kommen dem Totalverbot sogar entgegen.

Überall und bei jedem angeblichen Legalize Aktivisten mitzumachen ist vielleicht nicht zielführend. Wer in seinem eigenen Wirkungsbereich mit seinen eigentlichen Zielen offensichtlich verunglückt, muss energisch entgegensteuern, kann aber oft nur alles stehen und liegen lassen. Es gibt genug Ansatzpunkte, um konstruktiv weiterzumachen.

Das YouTube Hanftube wurde eigentlich nur drei Jahre gefüttert, die Website ging irgendwann unter – um wieder konstruktiv und unzensiert zu arbeiten, wurde das Projekt im Sommer 2018 wiederbelebt. Bevor ich zusammen mit anderen dem Verbot zuarbeite, bleibe ich lieber allein und selbstbestimmt.

Interview mit Rick Simpson – Entwickler vom umstrittenen RSO zur Krebesbehandlung
Legalize Aktivisten at Work – mit Rick Simpson im Interview

Im Ehrenamt verhungern?

Sicherlich, als arbeitsunfähig geltend kann ich ohne Rentenanspruch direkt zum Sozialamt durchmarschieren und mir Wohngeld, Lebensunterhalt sowie Krankenversicherung zahlen lassen. Und auf dem Heimweg noch schnell die Mülltonnen nach ein paar Pfandflaschen durchwühlen, um sich mal die Butter auf dem Brot zu gönnen? Bon Appétit!

Schon immer gehörte ich zu denen, die sich zwanghaft mit etwas beschäftigen und es häufig übertreiben. Beispiel: Während meiner PC-Gamer-Phase habe ich vieles andere vernachlässigt, um für teils dümmlichste Games meine Zeit zu vergeuden. Doch irgendwann fehlte mir die Geduld für Gaming, Movies oder ähnlichen Freizeitvertreib.

Ich wollte nach dem Untergang meines einstigen Lebens meine Existenz erneut aus eigener Kraft bestreiten. Bereits ab 2008 suchte ich nach Möglichkeiten, unternahm verschiedene Anläufe. Als ich mir mit meinem Erfolg sehr sicher war, machte ich mich 2013 als Freiberufler selbstständig.

Seitdem lebe ich aus eigener Kraft und nicht auf Pump. Das liegt auch daran, dass ich magere Zeiten gewohnt bin und weiß, wie viel ich für mein Geld arbeite und damit teils übertrieben geizig bin.

Es wäre doch der Traum eines Legalize Aktivisten, sein sicheres Einkommen vom Staat zu haben, um den ganzen Tag am Thema zu arbeiten? Der War on Drugs, Drogenkultur und die damit verbundene Szene sind und bleiben mein Kernthema. Dieses kann einen auch sättigen, frustrieren oder einem werden die Leute zu anstrengend. Wäre ich arbeitsfähig, wäre es naheliegend und auch möglich, irgendwo in einem Szene-Unternehmen zu starten. Auch dann hätte ich mein Hanftube möglicherweise über Jahre brach liegen lassen. Aber bei dem, was ich in durchwachsenen Kreisen seit meiner Jugend an gewohnt bin, möchte ich meine Existenz nicht davon abhängig machen. Wäre es für mich irgendwann untragbar, müsste ich mich schon wieder komplett neu orientieren.

Das eigentliche Geld verdienen Legalize Aktivisten z.B. mit Infotexten zur Hühnerzucht
Wie verdienen Legalize Aktivisten ihr Geld? Mit Infotexten über die Hühnerzucht!

Legalize Aktivist und nebenbei Freiberufler?

Beim Soft Secrets muss man wenigstens nicht verhungern. Doch teils meinen Arbeit- oder Auftraggeber, dass sie so mit ihren Mitarbeitern umgehen können. Es wäre immerhin eine Auszeichnung, für sie und ihre Projekte zu arbeiten oder so ähnlich. Andere machen sich selbstständig, um mit ihren Freunden ohne Hartz IV eine Existenz zu haben. Und sicherlich gibt es auch einen ganzen Teil, der vielleicht nicht gut, aber im tragbaren Rahmen bezahlt, dann aber auch Leistung erwartet.

Nicht nur ich muss also stundenlang für den Lohn buckeln, das gilt auch für meine anderen Arbeitsbereiche. Viele erlebten es gewiss schon ähnlich, dass Vereinsarbeit zum Allerletzten werden kann. Das macht dann auf Dauer kein rational denkender Mensch mehr mit, weswegen zum Schluss nur noch unsere „Expertenklasse“ anzutreffen ist.

Es kommt mir in diesen sieben Jahren meiner Selbstständigkeit immer wieder so vor, dass ich als Legalize Aktivist nebenbei Freiberufler bin und nicht umgekehrt. Mir bleibt regelmäßig kaum noch die Zeit für irgendwas. Da bezahlte Arbeit jedoch Priorität hat, bleiben nicht nur beim Hanftube einige Vorhaben mal über ein Jahr liegen oder gehen ganz unter. Genau deswegen trägt es sich selbst in anstrengenden Legalize Jahren.

Häufig lässt es sich auch nicht klar trennen, was ich noch als Legalize Aktivist im Ehrenamt oder doch bereits als Freiberufler mache. Besuche ich Veranstaltungen, hat das immer auch einen sehr privaten Charakter, wenn ich langjährige Mitstreiter wiedersehe, von denen ich viele als Person oder wegen ihrer Arbeit sehr schätze. Doch hinterher schreibe ich häufig darüber und habe ein paar Euro verdient.

Video-Analyse zum Cannabis Aktivistenproblem mit Lösungsansatz

Das Ehrenamt kennt keinen Dank

Eigentlich jeder Legalize Aktivist hat seine Gründe, mit diesen undankbaren Themen an die Öffentlichkeit zu gehen. Viele brauchen Cannabis medizinisch, sind Repressionsopfer, Aussteiger oder deren Angehörige oder anderweitig Verbundene. Ein ganzer Teil geht noch arbeiten oder hat ähnlich gelagerte Verpflichtungen. Keiner kann einfach alles stehen und liegenlassen, jeder ist in seiner Situation gefangen. Noch einmal: Das würde doch sonst keiner auf Dauer mitmachen, der noch ansatzweise bei Verstand ist! Auch mit der Legalisierung wird ein Großteil von uns weiterhin zu den gesellschaftlichen Verlierern gehören, weil wir im Leben bereits verunglückt sind.

Es gibt sicherlich auch den Teil, der aufgrund seiner Situation arbeitsunfähig oder in Rente ist und mit seiner Zeit irgendetwas Sinnvolles in dieser Welt leisten will. Aber auch diese Personenkreise sind in ihrer Situation gefangen und können bei weitem nicht, wie sie wollen.

Eigentlich jeder, der die gesamte Problematik erkennt, handelt aus einer sehr direkten Notwendigkeit. Sicherlich gibt es auch Legalize Aktivisten, die ganz groß rauskommen wollen. Solange diese sich konstruktiv für unser aller Freiheitsrecht einsetzen, würde dem nichts entgegensprechen. Mit der Legalisierung müssten wir lediglich gute Qualität zum erschwinglichen Preis erhalten oder uns durch Eigenanbau aus der Marktfalle retten dürfen. Dann wäre es sogar begrüßenswert, wenn möglichst viele unserer glaubwürdig und konstruktiv arbeitenden Mitstreiter richtig durchstarten und sich hoffentlich weiterhin für uns entscheiden.

Doch die Realität der meisten Legalize Aktivisten lautet, dass ihr mühseliges Ehrenamt keinen Dank kennt. Auch wenn die Green Rush Phase verlockend ist, sollten alle um die Legalisierung für jeden Einzelnen kämpfen. Wer nicht groß rauskommt, ist wenigstens aus diesem finanziellen Genickbruch raus und kann sein Leben deutlich besser genießen. Wenn wir diese richtige Legalisierung mit großzügigem Eigenanbau erringen, gewinnen wir alle!

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