Durch Kleinwaffen verstümmelte Leichen

Drogen legalisieren – Frieden schaffen

Repression ist Drogengeld für Terrorismus

Viele Leute sind der Meinung, dass sie es für andere besser wissen. Viele dieser „Erleuchteten“ fühlen sich zugleich im Recht und in der Pflicht, anderen ihren „guten Willen“ aufzuzwängen, um sie in das „Glück und Seelenheil“ zu führen. Es gibt natürlich nur die eigene oder daran anlehnende Lebensweisen, anderes ist pures Verderben. Wenn es darum geht, andere Menschen in den eigenen Lebensweg hineinzuzwängen oder dem eigenen Willen zu unterwerfen, dann ist Repression nicht allein gegen Drogen das geeignete Mittel. Nur, dass mit Drogengeld leider Krieg und Terrorismus finanziert werden. Würden wir Drogen legalisieren, dann würden wir Frieden schaffen und viele Menschenleben retten – oder wären die Friedhöfe anschließend überfüllt mit Drogentoten?

Portugal hat es im Jahr 2001 vorgemacht. Der Konsum aller Drogen wurde nicht einfach freigegeben, er würde auf sinnvolle Weise entkriminalisiert. Jeder erwachsene Portugiese darf jede Droge bis zu einer festgesetzten Menge besitzen und konsumieren. Bei Auffälligkeiten entscheidet ein Tribunal aus einem Psychologen, einem Sozialarbeiter und einem Juristen. Zusammen mit dem Drogenkonsumenten wird über dessen Situation und geeignete Maßnahmen zur Stabilisierung seines Lebensweges geredet.

Im Vergleich zu Ländern wie den USA, Iran, China oder Russland sind solche Maßnahmen extrem mild angesetzt – und damit sehr effektiv. Ob man die Statistiken der Drogentoten, HIV Patienten, der Drogenkonsumenten, der jugendlichen Konsumenten oder andere Drogenstatistiken betrachtet: Die Entwicklung ist sehr ermutigend. Das gesellschaftlich erdrückende Drogenproblem mit zwischenzeitlich 100.000 Heroinabhängigen auf 10 Millionen Einwohner, was 1% der Bevölkerung ausmacht, hat sich signifikant verbessert.

Das sind keine Thesen, das sind Fakten, die sich mit empirischen Erhebungen anhand von Bilanzen stichhaltig belegen lassen. Sollte man also Drogen legalisieren, auch um Frieden zu schaffen?

Jürgen Grässlin ist aktiver Gegner deutscher Rüstungsexporte
Jürgen Grässlin – Drogen legalisieren, eine interessante Idee

Noch mehr Repression für noch mehr Drogengeld?

Die UNO möchte das Angebot von Drogen verknappen und die Drogenpreise nach oben treiben, damit die Drogenkonsumenten weniger Drogen konsumieren. Im Umkehrschluss lässt sich mit den gleichen oder auch anderen Drogen viel mehr Geld verdienen. Die Drogenkriminellen haben einen viel höheren Anreiz, Konsumenten in die Drogensucht zu treiben. Mit mehr Drogenkonsumenten ist dann zugleich viel mehr Drogengeld für Krieg und Terrorismus vorhanden. Das kommt wiederum der ganzen Welt teuer zu stehen, neben Geld verlieren wir im Krieg gegen Terror viele Freiheitsrechte.

Wenn die Drogenverbote, die international durch den War on Drugs bereits im militärischen Stil ausgetragen werden, nicht funktionieren, mit dem Drogengeld jedoch Waffen für Krieg und Terrorismus finanziert werden, dann schadet diese Drogenrepression der Gesellschaft. Auch wenn wir hier in Deutschland keinen militärisch geführten Krieg und auch keinen nennenswerten Terrorismus wie im Irak, Afghanistan, Syrien oder anderen Ländern haben, so zahlen wir alle einen hohen Preis für Drogenrepression.

Die Drogenabhängigen finanzieren Terrormilizen und Terrorismus. Der Steuerzahler finanziert den Krieg gegen den Terror und den ein oder anderen Krieg. Wäre weniger Drogengeld im Krieg oder Terrorismus, müssten wir weniger Geld für den Krieg gegen Terror oder für Krieg mit unseren Steuern entrichten. Würden wir Drogenkonsumenten nicht mit Repression, sondern mit Harm Reduction begegnen, wären es weniger Schwerstabhängige, weniger Drogentote, weniger Krankheiten und weniger Menschen im Knast mit zerstörter Existenz.

Kriegsopfer überlebte Kopfschuss
Den Kriegsopfern eine Stimme geben – auch im Drogenkrieg Aktion Aufschrei!

Drogen legalisieren und damit Frieden schaffen?

Portugal hat aufgrund der Single Convention on Narcotic Drugs nicht die Drogen legalisiert, es wurde nur der Drogenkonsum entkriminalisiert. Es handelt sich dabei um keine Drogenfreigabe, es handelt sich um ein intelligentes Konzept. Würde man alle Drogen legalisieren, dann wäre das ebenfalls keine Drogenfreigabe. Einige Drogen gäbe es in leicht zugänglichen Drogenfachgeschäften mit geringen Hürden. Für andere Drogen wären die Hürden höher beziehungsweise der Kontakt zu den Drogenkonsumenten intensiver. Weiterhin wäre eine Trennung der Substanzen sehr wichtig, damit der Cannabiskonsument nicht direkt zum Koksen übergeht, weil es im Drogenfachgeschäft alles am selben Tresen gibt. Auf dem Schwarzmarkt besteht bei vielen Dealern genau das Problem, dass es alle Drogen aus einer Hand gibt.

In Portugal werden vermutlich viel weniger Drogen wie Heroin und Kokain konsumiert, in denen richtig viel Drogengeld steckt. Aber auch dieses Drogengeld bleibt weiterhin im Schwarzmarkt. Kokain kommt aus Lateinamerika, Schlafmohn für Heroin kommt meist aus asiatischen Ländern. Selbst wenn der Drogenkonsum aller Drogen entkriminalisiert wird, um den riskanten Drogenkonsum effektiv zu bekämpfen, wäre immer noch extrem viel Geld im Schwarzmarkt. Der Jahresumsatz wird von verschiedenen bewanderten Personen oder Organisationen mit rund 500 Mrd. US-Dollar angegeben. Wenn davon auch nur 1% in Waffen, Krieg und Terrorismus fließen, wären das vermutlich zehntausende Tote pro Jahr. Es wären auf der anderen Seite zudem deutlich höhere Kosten für den Krieg oder den Krieg gegen Terror.

Wer Terrorismus bekämpfen will, der kann zum einen Drogen legalisieren. Zum anderen muss man das Leben der Zivilbevölkerung soweit stabilisieren, dass sie keine Terroristen wollen. Der Terrorist kann niemals alleine handeln, er braucht immer eine Basis. Wird ihm diese entzogen, kann der Terrorist es höchstens noch als geistig verwirrter Amokläufer in die Schlagzeilen schaffen.

Jürgen Grässlin bei einem Vortrag in Münster
Jürgen Grässlin im Kampf gegen Rüstungsexporte

Jürgen Grässlin zur Legalisierung aller Drogen

Es war der 04.09.2018, als Pax Christi mit „DFG-VK Gruppe Münster“, „Eine Welt Forum“, „Münster – Stadt der Zuflucht“ und „Seebrücke“ in Münster Jürgen Grässlin zu einem Vortrag geladen haben. „Fluchtgrund Waffenhandel – Humanität statt Rüstungsprofite“ war das Thema. Jürgen Grässlin wird als Gegner von Waffenexporten, Friedensaktivist und Buchautor sowie als Mitglied verschiedener Organisationen bereits bekannt sein. Seit über 30 Jahren versucht er den Schrecken um Rüstungsexporte aufzudecken, den Vortrag hielt er als Sprecher der Kampagne „Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel!“

Als Gegner deutscher Rüstungsexporte prangert Jürgen Grässlin unter anderem Heckler & Koch an, die laut seiner Aussagen seit ihrem Bestehen durch ihre Waffen an dem Tod von zwei Millionen Menschen mit verantwortlich sind. Diese Waffen landen unter anderem in Mexiko, wo sie direkt im Drogenkrieg eingesetzt werden. Nur, dass diese Waffen sich auch in den Händen der mexikanischen Drogenkartelle befinden, die bereits gegen die Armee kämpfen, da die Polizei zu korrupt ist.

Da waren wir also bereits beim Thema, womit ich inhaltlich diese Frage formulierte: „Im Jahr 2001 entkriminalisierte Portugal den Konsum jeder Droge. Die Betroffenen und die Gesellschaft profitieren. Wenn mit Drogengeldern Waffen für Krieg und Terrorismus finanziert werden, wäre es dann nicht an der Zeit, dass wir alle Drogen legalisieren?“ Die inhaltliche Antwort, die Herr Grässlin als Privatperson gegeben hat, lautet, dass diese Idee grundsätzlich sehr interessant ist. Heutiges Drogengeld würde nicht weiter für Waffen, Krieg und Terrorismus vorhanden sein. Er wäre durchaus für die Legalisierung von weichen Drogen.

Jürgen Grässlin zeigte in seinem Vortrag nur wenige Bilder von verstümmelten Leichen, die er auf Kleinwaffen zurückführt, die für einen Großteil der Toten in Kriegsgebieten verantwortlich sind. Wer das vor Augen hat, sich zudem die Bilanzen aus Portugal ansieht, der kann bei klarem Verstand nur noch dafür sein, dass wir umgehend alle Drogen legalisieren, um Frieden zu schaffen.

Jürgen Grässlin im Interview mit dem SWR

Drogen, Krieg, Terror – es liegt dicht beieinander

Nach dem Vortrag von Jürgen Grässlin in Münster machte ich das, was ich ursprünglich nur wollte, und gab noch ein paar Gedanken mit, die so unbekannt anscheinend nicht waren: Dort, wo die Drogen sind oder produziert werden, dort geht der Krieg hin. Ob Kolumbien oder Mexiko, es handelt sich nicht um ein paar Herangewachsene und auch nicht um ein paar Rocker. Die Drogenkartelle stellen eigene Guerillatruppen auf, die paramilitärisch ihren Wirkungskreis verteidigen und gegen andere Drogenkartelle, die Polizei oder sogar die Armee Krieg führen.

Dann ist da aber auch der Krieg, zu dem die Drogen hin gehen. Die Taliban haben vor dem Krieg Afghanistan als Machthaber den Opiumbauern den Anbau von Schlafmohn verboten und diese bei Zuwiderhandlung getötet. Ein Jahr später war Krieg gegen den Terror, womit die Produktion von Opium in Afghanistan ein nie da gewesenes Ausmaß einnahm. In Spitzenjahren stammen rund 90% der Weltproduktion von Schlafmohn für Drogengewinnung aus Afghanistan.

Meine eigentliche Aussage war etwas kürzer:
„Sie müssen einmal darauf achten, wie der Krieg zu den Drogen geht und wie die Drogen zu dem Krieg gehen.“

Wenn kolumbianische Drogenkartelle einknicken, übernehmen mexikanische Drogenkartelle, womit auch der Drogenkrieg Mexiko übernimmt, wie er einst Kolumbien übernommen hat. Mit dem Vietnamkrieg kam die Produktion von Opium in das sogenannte „Goldene Dreieck“ und konzentrierte sich in unmittelbarer Nähe zum Kriegsgeschehen. Nach dem Vietnamkrieg dezentralisierte sich der Opiumanbau etwas, bis es dann mit dem Krieg in Afghanistan einen neuen Hotspot für den Anbau von Schlafmohn gibt. Wenn in Afghanistan Frieden ist, an anderem Ort der Krieg wieder losgeht, dann geht die Produktion von Opium eben dorthin, wenn der Schlafmohn dort gut gedeiht. Ansonsten werden vielleicht Chemielabore für synthetische Drogen betrieben, um Drogengeld für Waffen zu gewinnen.

Jürgen Grässling zum Ende vom Vortrag gegen Rüstungsexporte
Waffen, auch mit Drogengeld gekauft

Drogen legalisieren, aber nicht freigeben

Die unkontrollierte Drogenfreigabe gibt es nur auf dem Schwarzmarkt, der lediglich das Gesetz des Stärkeren kennt. Würde man Drogen legalisieren, dann wäre das keine Drogenfreigabe. Es wäre ein staatlich kontrollierter Drogenmarkt wie beim Alkohol oder Tabak. Wenn der Staat es will, dann kann er Werbeverbote, Auflagen, Qualitätskontrollen und weitere Maßnahmen wie einen verschärften Jugendschutz durch setzen. Privater Drogenhandel wäre Steuerhinterziehung, Abgabe von Drogen an Minderjährige könnte genau wie Beschaffungskriminalität strafbar bleiben. Zudem hätten Drogenkonsumenten kontrollierten Stoff und wären für Hilfsmaßnahmen besser erreichbar.

Das ist nicht das Thema von Jürgen Grässlin, womit ich ihm erklärte: „Wenn Sie sich über Jahre damit befassen, dann sehen Sie erst, was alles mit diesem War on Drugs und der ganzen Drogenrepression zusammen hängt.“ Er hat immerhin selber den Drogenkrieg in Mexiko in seinen Vortrag eingebettet.

Da sich das Thema nicht offensichtlich mit Drogenrepression überschnitt, habe ich die Veranstaltung leider nur fotografiert. Mit YouTube finden sich diverse Vorträge von Jürgen Grässlin.

Fotos der Veranstaltung:
https://flic.kr/s/aHskLNzWyN

Quellen:
http://www.ik-armut.de/inhalt/Portugal%20hat%20Konsum%20von%20Drogen%20entkriminalisiert.htm
https://www.heise.de/tp/features/15-Jahre-entkriminalisierte-Drogenpolitik-in-Portugal-3224495.html
https://www.heise.de/tp/features/Opium-Afghanistans-Exportschlager-3376765.html

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